Gedichte

Veröffentlicht am Freitag, 27. August 2010 07:19 Uhr
Geschrieben von : Paddy

 

 

Mein Heimatdorf Halvelagen

 


Es liegt im Siebenbürger Land, von Bergen rings umgeben,
rechts an der Großen Kokel Strand
die fließt durchs Tal, wo Menschen friedlich lebten.


Das Gotteshaus wird kaum geseh´n, umringt von Baumeswipfel,
nur des Kirchturms Spitze ragt hoch aus der Bäume Gipfel.
Und fränkisch deutsche Häuser steh`n beisammen, Reih` an Reih`,
sie haben Stürme, Not und Krieg überstanden vielerlei.


Da gab`s, so weit das Auge reicht, ringsum fruchtbare Felder,
die Traube reift` im Sonnenschein, es rauschten Eichenwälder.
Am Schuldach sitzt ein Storchenpaar, schaut sehnend in die Ferne,
sie kamen treulich Jahr für Jahr und brüteten hier gerne.


Der Kronenbaum in Dorfes Mitte sah manchen frohen Tanz,
so war es Brauch und Sitte.
Zu Peter und Paul ward schön er geschmückt,
Hat jährlich die Dorfjugend beglückt.
Die Blasmusik spielt zum Tanze auf,
ein Altknecht klettert´ mit Geschick zum Lobpreis zur Krone hinauf.


Die Heimatglocken (1756) hoch im Turm begleiten so manchen Freund,
sie riefen stets zum Gottesdienst, sie teilten Freud und Leid.
Sie klangen auch bei Feuer, Sturm und Krieg in schwerer Zeit.


Im Friedhof ruhen dicht an dicht die Ahnen hier begraben.
Die Lieben alle vergessen wir nicht, die wir verlassen haben.
Und über allen Gräbern schwebet leise
Der alten Heimatglocken wunderbare Weise,
die man uns auch geraubt, sie kehren niemals wieder,
verklungen auch der Heimat schöne Lieder!


In Halvelagen war ich einst daheim,
hier lag mein Glück geborgen,
hier ruhte man nach schwerer Tageszeit
in Freud in Leid, mit Tränen oft und Sorgen.

Oh Heimatland, oh Elternhaus, dir bleib` ich treu verbunden,
der Kindheit Glück hab` auf der Welt ich nur in dir gefunden.
Es weint das Land um die verlornen Kinder,
Der Heimat Berge weit im Nebel schwinden.

Das Schicksal führte uns hinaus, schlug oftmals tiefe Wunden,
hab` in der neuen Heimat doch das Fleckchen „Heimaterde“
und so manchen Freund gefunden.

Wenn eines mir gelingen sollt`, dass dieser Beitrag als Gedicht,
die Erinnerung als Denkmal bleibt, als Rückblick unseres gelebten Lebens,
so könnt` ich manchen mahnen mit diesem einfach Gedicht.
Mein schlichter Name wird genannt,
Und die Erinnerung bleibt!

von Johann Henning

 


 

 

 

Die zwei Linden

Gut vor etwa fünfzig Jahren
Hier im Dorf zu Halvelagen
Zwei Linden wurden angepflanzt
Am Platz, wo man Paulstage tanzt.


Die Linden wuchsen, waren stolz,
Gar prächtig ist das Lindenholz.
Sie blühen jeden Frühling auch
Und duften einen süßen Hauch.

Und wenn sie kommt die Blütenzeit,
Gar schön sieht aus das bunte Kleid,
Und auf den Linden überall
Ist Bienensummen und ihr Schall.
Die Blüten sind des Baumes Zier,
Gar manches Kind pflückt Blüten hier.
Bei Husten tut der Tee uns gut,
Er fördert auch gesundes Blut.

Doch eines Tages was geschah?
Ein Mensch mit einem Beil ich sah.
Er schaute zu dem Baum empor.
Es war ein Mann, ein armer Tor.

Was Falsches tat der grobe Mann,
Daß nun ein Baum nicht blühen kann.
Es war nicht eine edle Geste:
Er haute ab die schönen Äste.

Im Februar, am ersten Tag,
Bekam die Linde diesen Schlag.
Sie ist vollbracht, die schlimme Tat.
Warum? Man findet keinen Rat.

Zwar steht noch eine Linde fest,
Doch neben ihr ein Stamm, ein Rest.
Wer trägt da die Verantwortung?
Uns bleibt nur die Erinnerung.


Michael Schiller sen.

 


 

 

Der Eichbaum

Im Westen gab`s viel tausend Eichen
Gesund, mit kräftiger Gestalt.
Doch eine musste von hier weichen,
Zu dicht war dort der Eichenwald.

So wurde nun ein Baum versetzt
Nach Osten in ein fremdes Land,
Zum Wohlergehen bis zur Letzt,
Zu mehren diesen Eichenstand.

Am Anfang lobte es der Baum:
Ein milder Regen fiel ihm zu,
Platz war hier und genügend Raum.
Er wuchs hier auf in stiller Ruh.

Doch ach, es blieb nicht lange so.
Es kam ein Sturm und brach das Holz,
Manch jungen Ast, noch grün und froh,
Und schändete des Baumes Stolz.

Der Sturm verging, der Baum ward stark,
Und neue Äste wuchsen hier,
Denn kräftig ist das Eichenmark.
Die Krone ist des Baumes Zier.

Ein zweiter Sturm kam angesaust
Mit Donner, Blitz und Hagelschlag.
Es drohte ihm ein sicherer Brand,
Jedoch er nie noch unterlag.

So steht der Baum noch heute da,
Nicht mehr allein, wie`s einst geschah:
Inmitten einem Dornenwald
Und ist achthundert Jahre alt.

Und soll der Baum noch hier bestehn,
So muß in Zukunft was geschehn,
Denn dieser Baum ist in Gefahr,
Zu untergehn, und das ist wahr.


Michael Schiller sen.

 


 

 

Heimat

Ein Höhenzug umrahmt von Wald, im Tal, da fliest ein Fluss so kalt.
Neben diesem Fluss da liegt mein Dorf, auf das bin ich von Herzen stolz.
Halvelagen, du Heimat unserer Väter, bedenke Mensch, es wird stets später.
Drum nütz die Zeit in deinem Leben, gib Fried und Freud, es wird zum Segen.

Achte hoch das Erbe deiner Ahnen, lass dich von keinem Menschen mahnen.
Vertrau auf's Gute und auf Gott, die Heimat ist ein sichrer Ort.
Drum muß sie uns auch heilig sein, vergesst es nicht bei Bier und Wein.

Wo stolz die hohen Häuser steh´n, die oft das grüne Gold geseh´n.
Wo Hopfengärten und der Wald - im Winter ist es oft sehr kalt.
Macht auf die Augen, schaut an das Land, wo jeder seine Heimat fand.

Wenn ihr einmal verlasst die Welt, dann hilft kein Reichtum und kein Geld.
Nichts auf der Welt kann euch noch wecken; nur kühle Heimaterde wird euch decken.

 


 

 

Am Brunnen vor dem Tore

Am Brunnen vor dem Tore,
Da steht ein Lindenbaum,
Ich träumt' in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.
Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort,
Es zog in Freud' und Leide
|: Zu ihm mich immer fort :|  

Ich musst' auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht
Da hab' ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht.
Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle
|: Hier findest du deine Ruh'! :|

Die kalten Winde bliesen
Mir grad' ins Angesicht,
Der Hut flog mir vom Kopfe,
Ich wendete mich nicht.
Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von diesem Ort,
Und immer hör' ich's rauschen:
|: Du fändest Ruhe dort! :|


Wilhelm Müller, 1822

 


 

 

Frühlingsgedicht

Wenn Sonntagsfrüh ein Sonnenstrahl,
mein Dörflein grüßt hoch überm Tal.
Dann ist so leicht und froh mein Herz,
vergessen alles Weh und Schmerz.

Wenn goldig hell die Sonne steht,
kein Lüftchen durch die Bäume weht.
Ein Gotteshauch ist die Natur,
wenn frisch und grün ist Wald und Flur.

Wenn in der Kirschenblütenzeit,
der Duft ist stark und reicht so weit.
Das hintere Dorf ein Blütenmeer,
was will der Mensch von Weingarten mehr?